Landtagswahlen in Tirol
Tirol wählt am 25. Februar einen neuen Landtag. Bei der Gelegenheit lohnt ein Blick auf frühere Ergebnisse, ein paar Eckdaten und nicht zuletzt eine gebirgsbezogen relevante Frage (ein ähnlicher Überblick zur Wahl in Niederösterreich Ende Jänner 2018 findet sich hier).

Gemessen an den Wahlberechtigten ist Tirol das fünftgrößte Bundesland, nach Niederösterreich, Wien, Oberösterreich und der Steiermark. Mit aktuell 537.237 wahlberechtigten Tirolerinnen und Tirolern können knapp 5.000 Personen mehr als noch 2013 ihre Stimme abgeben.

Dominierend im Bundesland war stets die ÖVP, die seit 1945 die Mehrheit im Land stellt und sich bis in die 1980er Jahre auf deutlich über 50 Prozent der Stimmen stützen konnte. 2013 erreichte sie mit rund 39 Prozent ihr bislang schlechtestes Ergebnis und schloss mit den Grünen - erstmals in Tirol - eine Koalition.

Ein anderer, weniger ruhmreicher, Spitzenplatz: Die Wahlbeteiligung lag 2013 mit 60,4 Prozent auf einem österreichweiten Niedrigstand für Landtagswahlen.

Hier nun aber ein paar Details, zunächst der Ergebnisse seit 1945:
Mandate im Landtag hielten lange Zeit nur ÖVP, SPÖ und FPÖ (bzw. 1949 und 1953 ihre Vorgängerpartei WdU). 1989 erreichten erstmals die Grünen Sitze. 2008 folgte die List Fritz, 2013 Vorwärts Tirol - beide Parteien sind im weitesten Sinn Abspaltungen der ÖVP.

Das +/- in den Balken steht für Gewinne/Verluste gegenüber der vorangegangenen Wahl, die dunkleren Flächen für absolute Mandatsmehrheiten der ÖVP - was nicht gleichbedeutend mit 50 Prozent plus eine Stimme sein muss, wie man 1989, 1994 und (sehr knapp) 2003 sieht.
1945 erzielte die ÖVP mit über 70 Prozent das beste Landtags-Wahlergebnis aller Parteien der zweiten Republik. Danach baute sie sukzessive ab und kam nur 1984 der zwei Drittel-Marke nochmals nahe. Ab 1989 lag sie stets unter 50 Prozent, was in dieser Zeit auch am Aufstieg der FPÖ lag, die 1999 fast 20 Prozent erreichte.
Für die Grünen ist Tirol generell ein recht gutes Pflaster. 2003 erreichten sie mit rund 15 Prozent das österreichweit bisher drittbeste Parteiergebnis, seit 2013 sind sie in der Landesregierung. Die SPÖ liegt seit 1989 - mit kurzer Unterbrechung 2003 - unter 25 Prozent.

Erwähnenswert ist noch die Liste Fritz, die angeführt vom ehemaligen AK-Präsidenten Dinkhauser beim erstmaligen Antreten 2008 über 18 Prozent der Stimmen erreichte.
Die Gemeindeergebnisse lassen gewisse Hochburgen wie bei der ÖVP das Oberland und Osttirol oder bei den Grünen der Raum Innsbruck gut erkennen, ebenso die Dominanz von Vorwärts Tirol im Außerfern 2013.ÖVPSPÖFPÖGRÜNE
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Noch etwas Wahlgeographie: In Tirol gibt es 279 Gemeinden, zusammengefasst in neun Bezirken, die gleichzeitig die Wahlkreise darstellen. 2013 kamen mehr Stimmen aus Innsbruck als aus den Bezirken Reutte, Landeck und Lienz gemeinsam. Zusammen mit dem Bezirk Innsbruck Land stammten rund 40 Prozent aller tatsächlichen WählerInnen aus diesem Zentralraum.
Nach Innsbruck (mit knapp 88.000) wohnten 2013 die meisten Wahlberechtigten in Kufstein (~11.000), Telfs, Schwaz, Lienz, Hall und Wörgl (~9.000). Kleinste Gemeinde war Gramais, wo 41 Personen ihre Stimme abgeben durften (und 27 es getan haben).
Vergleicht man die durchschnittlichen Abweichungen der Gemeindeergebnisse vom Landesergebnis seit 1989, dann lassen sich einige „durchschnittliche‟ Gemeinden finden - also jene Gebiete, die im Kleinen in etwa so gewählt haben wie das Land insgesamt. Dazu zählen zum Beispiel Oberhofen, Grinzens oder Steinach am Brenner (berechnet ohne Wahlkarten).
Umgekehrt kommt man so auch zu den Gemeinden mit den größten Abweichungen, etwa Kaisers, Hinterhornbach und Gramais. Das sind allesamt sehr kleine Ortschaften, in denen bereits wenige Stimmen Unterschied große prozentuelle Abweichungen bewirken.
Beschränkt man die Suche daher auf Gemeinden mit mindestens 1.000 Wahlberechtigten, fallen St. Leonhard im Pitztal, Kappl oder Längenfeld auf. Der Schwerpunkt der „Abweichler‟ bleibt im Oberland, verursacht durch teils extrem hohe Ergebnisse der ÖVP.
Soweit der Kurzüberblick - eine Frage, die vor allem im Flachland viel zu wenig gestellt wird, soll aber noch geklärt werden: Ändert sich das Wahlverhalten mit der Höhe des Wohnorts?
Um das zu überprüfen werden die Gemeindeergebnisse von 2013 der ÖVP von links nach rechts gereiht.
Anschließend ordnet man die Gemeinden aufsteigend nach ihrer Höhe - und ja, am Beispiel der ÖVP lässt sich ein solcher Zusammenhang finden (für Statistik-Affine: r=0,5).
Die Frage ist freilich nicht ganz ernst gemeint, inhaltlich ist etwa plausibler, dass „im Gebirg‟ die kleineren Gemeinden liegen und größere Städte eher im Tal, mit den bekannten Einflüssen auf das Wahlverhalten.ÖVPSPÖFPÖGRÜNE
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Quellen und andere Ressourcen

wahldatenbank.at
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