Seit dem Frühjahr begleitet die Covid-19-Pandemie Österreich. Ein Überblick über den Zeitraum März bis Dezember 2020.
Nach den ersten Fällen Ende Februar und einem angeblich ruhigen Sommer hat der Herbst eine extreme Steigerung der Fallzahlen gebracht. Allein, bereits zwischen Juni und Juli haben sich die Zahlen verdreifacht - ein Trend, der sich nach „nur” einer Verdopplung im August ab September fortgesetzt hat. Erst im Dezember ist diese Entwicklung gebrochen worden.
Zu beachten ist: Die Fallzahlen hängen auch von der Zahl der durchgeführten Tests ab, die sich in Österreich je nach Regionen unterschiedlich entwickelt hat, zudem wurde in der zweiten Jahreshälfte mehr getestet. Am Trend dürfte dies aber wenig ändern, allenfalls waren die tatsächlichen Zahlen im Frühjahr höher als angenommen.
In der Grafik ist jeweils die Summe der bestätigten Covid-19-Fälle pro Monat dargestellt, in Klammer die Veränderung zum Vormonat. In den Märzdaten sind auch der 26. bis 29. Februar enthalten, im Dezember die rund 4.000 Positivergebnisse der Massentests.
Bei den Verstorbenen war die Entwicklung verzögert, dafür die Zunahme ab September leider umso dramatischer, mit einer Vervier- bis Versiebenfachung.
Im direkten Vergleich der Verläufe zeigt sich diese Verzögerung ebenso wie die steilere Kurve bei den Verstorbenen. Ebenso sieht man, dass mehr als die Hälfte aller bestätigten Fälle und Verstorbenen im Zeitraum November/Dezember dazugekommen ist.
Die Farbbalken in der Grafik zeigen ebenfalls den Verlauf der Zahlen, der dünne Balken in der Mitte zeigt als Referenz, wie eine rein lineare Entwicklung ausgesehen hätte.
Das lässt sich anhand einiger konkreter Zeitpunkte noch genauer zeigen: Bis Ende Juli 2020, als die Maskenpflicht nach Lockerungen wieder verschärft wurde, waren rückblickend gerade einmal rund sechs Prozent aller heuer bestätigten Fälle zusammengekommen.
Auf die zwei Wochen zwischen dem „sanften” Lockdown Anfang November und dessen Verschärfung Mitte November entfällt hingegen ein Viertel aller Covid-19-Fälle 2020. Zwischen Verschärfung und Lockdown III (26. Dezember) war es gut ein Drittel.
Die Grafik ist nach der Summe aller Fälle pro Bundesland absteigend sortiert.
Nimmt man Ende Dezember als Zwischenstand, dann kommt Wien gemessen an der Bevölkerungszahl auf unterdurchschnittliche Fall- und Verstorbenenzahlen. Verhältnismäßig viele Todesfälle gab es in der Steiermark, in Oberösterreich, Tirol und Salzburg überdurchschnittlich viele bestätigte Fälle.
Monatsweise variiert die Darstellung allerdings mehr oder weniger deutlich, die Zahlen in Wien waren vor allem im Herbst überdurchschnittlich.
Vergleicht man den jeweiligen Höchstwert der 7-Tages-Inzidenz zwischen Welle 1 (März/April) und Welle 2 (ab Oktober), dann ist dieser in allen österreichischen Bezirken (deutlich) höher - außer in Landeck. So gesehen war man nur dort bereits im Frühjahr einmal in einer ähnlichen Situation.
Die 7-Tages-Inzidenz ist die Summe aller Fälle im Zeitraum von sieben Tagen, gerechnet auf 100.000 EinwohnerInnen. Der Vergleich kann aufgrund der Teststrategien nicht exakt sein, der Trend deckt sich aber mit allen übrigen Zahlen.
Falls es noch nicht klar war: Ja, die zweite Covid-19-Welle war und ist wesentlich massiver als die ersten Erfahrungen mit dem Virus im Frühjahr 2020. Bis zur (mittlerweile) Zielvorgabe einer flächendeckenden Inzidenz von 100 Fällen pro Woche und 100.000 EinwohnerInnen ist es noch weit.
Die Grafik zeigt den Verlauf der 7-Tages-Inzidenz, die Bezirke sind nach dem Wert am 31. Dezember absteigend geordnet. Als Zielwert - die gestrichelte Linie - ist eine Inzidenz von 100 vorgesehen.
Abschließend, die Todesfälle aufgrund der saisonalen Grippe zwischen Oktober und Mai der vergangenen Jahre im Vergleich zu den Covid-19-Todesfällen nur zwischen Oktober und Ende Dezember. Das zum Thema „ist ja nur eine Grippe”.
Die Grippe-Todesfälle werden jeweils auf den Zeitraum Kalenderwoche 40 des Vorjahres bis Kalenderwoche 20 des aktuellen Jahres geschätzt (siehe hier). Die verwendeten Werte entsprechen dem oberen Limit dieser Schätzung (sind also „großzügig”).